Zwei unserer Mitarbeitenden haben ein Webinar besucht

Wir stellen diese beiden Berichte beide mal hier vor, um die differenzierte Sicht auf die Veranstaltung möglich zu machen. Wer möchte kann aber auch das ganze Video sich anschauen und die Studie einsehen, die die Basis bildete:

Video-Mitschnitt des Streams:

https://klimawirtschaft.org/termine/klimaneutralitaet-in-der-praxis-von-haltung-zu-handlung

Die Studie zum Download und zum Nachlesen:

https://klimawirtschaft.org/publikationen/berichte-und-studien/von-haltung-zu-handlung

 

Uns freut es, wenn Sie sich ein eigenes Bild und eine eigene Meinung hierzu bilden. Auch Leser:innen-Reaktionen sind herzlich willkommen. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Beste Grüße und viel Spaß beim Lesen, i.A. für das Team Felix Kostrzewa

 

Bericht von Peer

 

Die Stiftung „KlimaWirtschaft“ verschiedener deutscher Unternehmen stellte dabei zusammen mit dem ausführenden Projektpartner „Better Earth“ eine spannende Studie zum Klimaschutz vor. Bei über 50 Firmen in Deutschland wurde dazu der Stand auf dem Weg zur Klimaneutralität abgefragt. Dabei begeben sich die Unternehmen auf einen Weg, bei der man viele Sachen das erste Mal macht.

 

In der Live-Diskussion der Geschäftsführer der Stahlindustrie und der Chemieindustrie im Webinar ergab sich: Die Kunden fragen nach grünen Produkten. Wir Kunden können durch unsere Nachfrage die Klimawende voran treiben.

 

Ein Appell an die Politik: Die Unternehmen brauchen dringend erneuerbare Energien, grünen Strom und grünen Wasserstoff. Daher bitten die Unternehmen darum den Ausbau von Solarenergie und Windkraft massiv vorantreiben. Die Behörden sollten für die notwendigen Genehmigungen möglichst kooperativ und schnell reagieren.

 

Die umfangreichen Aktivitäten der Firmen geben Hoffnung das eine umfassende Klimawende in naher Zukunft wirklich schnell erreichbar ist. Bei der dringend

notwendigen Klimawende zur Klimaneutralität müssen sich alle Menschen bemühen, um klimaneutral zu werden.

 

Es lohnt das Webinar anzusehen um besser zu verstehen wie weit der Stand des für uns alle wichtigen Umbaus der Unternehmen zur Klimaneutralität bereits ist.

 

[2022-06-21; PeeH]

 

 

Bericht von Ilja

 

Unter dem Titel „Klimaneutralität in der Praxis: Von Haltung und Handlung“ luden die Stiftung KlimaWirtschaft und der Projektpartner Better Earth zur Vorstellung Ihrer gemeinsamen Studie ein. Am 14. Juni 2022 konnten Interessierte an einer Zoom-Konferenz teilnehmen, in der die Ergebnisse der Studie vorgestellt wurden. Neben den Moderator:innen Sabine Nallinger (Vorständin Stiftung KlimaWirtschaft) und Philipp Buddemeier (CEO Better Earth) waren weitere hochkarätige Gäste geladen. So saßen unteranderem die CEOs von Salzgitter AG und Wacker Chemie AG mit in der Konferenz, sowie mit Birgit Schwenk die Abteilungsleiterin Klimaschutz des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

 

Die Studie sollte zeigen, an welchem Punkt Unternehmen auf ihrem Weg zur klimaneutralen Unternehmensgestaltung stehen. Dafür wurden über 50 Unternehmen befragt und so Lösungsansätze und Herausforderungen identifiziert. Grundsätzlich zeigten alle Unternehmen Bereitschaft zur Reduzierung der CO²-Emissionen. Oder um es in den Worten des Projektleiters der Studie auszudrücken: „Dekarbonisierung ist CEO-Aufgabe“. Neben der starken normativen Bereitschaft der Unternehmen hielt die Studie aber auch fest, dass das tatsächliche Verhalten der angegebenen Bereitschaft hinterherhängt. Dies deckt sich auch mit den Aussagen der CEOs von Salzgitter AG und Wacker Chemie AG. Beide gaben an, dass Ihre Unternehmen die vollständige Reduktion der Treibhausgase auf 0 bis 2050 anstreben und die ersten Schritte zur Erreichung dieses Ziels eingeleitet seien. Mit den Schritten sind vor allem technische Innovationen gemeint, die den Weg zur vollständigen Reduzierung der CO²-Emissionen bereiten sollen.

 

Die Wirtschaft ist sich Ihrer Verantwortung also bewusst und fängt an zu Handeln. Bis 2050 wollen alle Unternehmen bei netto 0 sein. Das im deutschen Klimaschutzgesetz von 2019 verankerte Ziel wäre somit erreichbar. Insofern ist doch alles gut, oder etwa nicht? Das stimmt alles und ist trotzdem mit Vorsicht zu genießen. In der Vergangenheit gab es schon etliche technische Innovationen, die weniger Ressourcen verbrauchten und die Effizienz steigerten. Allerdings führte dies häufig zu einer Zunahme an Produktion und Nachfrage. Diese als Rebound-Effekt bekannte Beobachtung beschreibt also ein grundlegendes Problem: Solange die Effizienzsteigerung dazu genutzt wird mehr zu produzieren oder mehr zu verkaufen, wird die Einsparung wieder zunichte gemacht.

 

An dieser Stelle lässt sich auch Kritik an den Veranstalter:innen üben. Es gab eine extra eingeräumte Fragerunde in der Zoom Konferenz, in der die Fragen nach Beliebtheit aufgelistet wurden. Die meisten Likes hatten zwei Fragen zum Thema Rebound-Effekte und diese Fragen wurden konsequent ignoriert. Ebenso gab es einige Fragen zu externalisierten Kosten, also Kosten, die gesamtgesellschaftlich getragen werden, obwohl sie von einem Unternehmen verursacht werden. Auch diese wurden trotz der großen Beliebtheit nicht berücksichtigt. So bekam man als Zuschauer:in leider den Eindruck, dass eine kritische Auseinandersetzung nicht erwünscht war.

 

Zu guter Letzt muss leider auch die methodische Durchführung an einem Punkt kritisiert werden. Die Studie befragte die Unternehmen nach Ihrer Einstellung und Haltung zur Dekarbonisierung der Wirtschaft. In der Sozialwissenschaft und insbesondere auch in der Psychologie gehören die Messungen von Einstellungen zu einem der problematischsten Bereiche. Der Konsens ist, dass Einstellung und Haltungen indirekt erhoben werden müssen. Sobald man eine Person explizit zu ihrer Einstellung gegenüber einem Thema befragt, läuft man Gefahr eine sehr verzerrte Antwort zu bekommen. Menschen neigen dazu so zu antworten wie man es von ihnen erwartet. Dieses Phänomen der sozialen Erwünschtheit lässt sich auch bei dieser Studie nicht ausschließen, womit die Ergebnisse der normativen Einstellungen der Unternehmen im Grunde wenig aussagekräftig sind. 

 

Wer sich dafür interessiert, wie deutsche Wirtschaftsunternehmen den Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft gestalten, der sollte sich die Videoaufzeichnung sicherlich noch einmal anschauen. Wer hingegen eine kritische Auseinandersetzung erwartet, der kann die Zeit sicherlich mit sinnvolleren Dingen verbringen.

 

[2022-06-21; iljH]