Michael Kopatz vom Wuppertal Institut zu Gast in der Universität Hannover
Ist das SUV eine Alternative zur Penisverlängerung? Eine dieser Fragen, die einen Forscher beschäftigen könnten. Der Sozialwissenschaftler Michael Kopatz, der sich nach eigener Aussage seit seinem 14. Lebensjahr mit ökologischen Fragen befasst, hat aber ein wesentlich weitreichenders Buch verfasst.
Jener Titel „Ökoroutine“ war das Thema bei der Veranstaltung, zu der die TRUST-Forschungsgruppe der Leibniz-Universität und der Verein Wissenschaftsladen Hannover eingeladen haben.
Vor einem gemischten Publikum, die Blaue Grotte war gut gefüllt, stellte er in einem unterhaltsamen und gelehrigen Vortrag seine Thesen und Forderungen vor, bevor man gemeinsam Fragen diskutierte.
Will man seine Vorschläge sehr verkürzen, dann geht es um rechtliche Standards, die mittels einer Salami-Taktik nach und nach verbessert werden, um 'Öko' zur Routine zu machen. Gut gewählte Besipiele des Erfolgs einer solchen Strategie waren zur Hand und plausibel und dennoch war in der Fragerunde die eigentliche Frage immer wieder präsent: Wieso passiert es denn dann eigentlich nicht?
Kopatz, als in der Einführung ausgewiesener Fachmann, blieb die Antwort nur halb schuldig. Einerseits fragt er sich an einer Stelle selbst, ob es so einfach sein kann, aber glaubwürdig, dass er davon überzeugt ist, dass es so einfach wäre, bleibt er dennoch. Lobbyismus und die „Gehirnwäsche der Zivilgesellschaft“ (so bezeichnete er die Werbeindustrie) sind sicherlich Faktoren des Widerstands, aber vor allem sieht er die Verdrängung des eigenen Wissens bei Konsumentscheidungen und auch in der Poltitik als besonders wirkmächtig. Als regelrechte Schizophrenie betrachtet er Einiges, was an Verhalten der Menschen zu beobachten ist. Darum sieht er auch in strukturellen Veränderungen, die durch Reglements durch die Politik herbei geführt werden müssten, die notwendigen Maßnahmen, während er einem Fokus auf dem Apell an die persönlichen Lifestyles (namentlich genannt wurden Prof. Paech und Prof. Welzer) eine Absage erteilt. Das Beispiel des Kulturwandels der Gewohnheiten rund um den Tabakkonsum und der dazugehörige Policy-Mix über mehrere Jahrzehnte kommt in den kurzweiligen zwei Stunden merhfach zur Sprache und könnte ein Vorbild sein.
Für die Einzelpersonen hält er im Abschluss seines Vortrags aber ebenfalls eine entscheidende Rolle bereit: die Richtung von der Politik einzufordern ist nötig. Es kann in der Beteiligung an Demonstrationen („Wir haben es satt!“) bestehen aber auch in satirischen Antiwerbungs-Aktionen oder sich in Formen ausdrücken, die sich am Guerilla-Marketing orientieren.
Sein als Lieblingsfolie bezeichnetes Bild zeigt einen Zettel, den jemand offenbar an ein SUV geklebt hat: „Eine Penisverlängerung wäre der klimafreundlichere Weg gewesen, als dieses Angeber-Auto zu kaufen.“ steht darauf und im Raum wird herzlich zusammen gelacht, bei dieser Informationsveranstaltung, die sich eigentlich mit den schwierigen, großen und drängenden Fragen rund um die globale Nachhaltigkeit befasst.
Nicht alle Fragen konnten in einer Veranstaltung hinreichend aufgeklärt werden, aber mit lang anhaltendem Applaus dankte das Publikum für einen inspirierenden Vortrag.